Unverortet

Was tut man, wenn man sich nicht mal mehr bei der eigenen Familie, im eigenen Elternhaus heimisch fühlt? Home is where your heart is… Mein Herz hat sich in kleine Stücke zerteilt, die in entgegengesetzte Richtungen streben. Weg, weg, weg von hier, hin zu einem – zu meinem – Leben, das sich richtig anfühlt. Es soll sich endlich mal etwas richtig anfühlen. Ich will keine Sätze mehr hören wie „Es hat einen Grund, dass ich nie Ich liebe dich zu dir gesagt hab“ und ich will auf meine Gefühlsbekenntnisse kein „Tut mir leid“ erwidert hören. Absagen, überall, immer wieder. Das Ego leidet. Es krümmt sich zusammen und will sich eine Maske aufsetzen, dabei sollte es gerade dann das breiteste Lächeln hervorkramen – jetzt erst recht!

Alleinsein ist ja grundsätzlich nicht schlimm, kann auch mal sehr gut tun und notwendig sein. Aber manchmal wünscht man sich doch nichts mehr als das Gegenteil. Mal genug sein für jemanden. Und jemanden, der einem genug ist. Manchmal bin ich wieder 13, 14, 15 und möchte beschämt in mein Tagebuch schreiben „Ich hätte gerne einen Freund“. Umstände ändern sich. Gründe ändern sich. Und vieles bleibt auch einfach gleich.

Rauschen

In meinem Kopf ist Rauschen
Kein Klingeln, kein Singen, kein Satz und kein Wort –
Nur Rauschen. Als wäre der Inhalt fort.

Ich lege mich zum Lauschen
Auf alte Echos, Widerhall. Ob etwas in mir aufbegehrt.
Doch nichts – als hätte man mich ausgeleert.

Wie stoisch ist die Stille
Wie schweigsam, wie anschmiegsam auch, wie ungehört.
Und ich. Ohne Ton. Bin nun von mir fast ungestört.

Wie einsam ist die Stille,
Wenn niemand mehr eingreift. Alle nur zufassen.
Und ich. Rausche. Als hätte ich mich allein gelassen.