Untermut

Selbstüber- und Selbstunterschätzung, Selbstüber- und Selbstunterlistung, Selbstüber- und Selbstunterwindung. Im Bett sitzen, wach ab sieben, um noch was für die Uni (Uni, um es gelinde auszudrücken, nervt) zu lesen, um es dann doch nicht zu lesen, sondern es als minder wichtig abzutun. Ein letztes Seminar vor den Semesterferien, die nie richtig Ferien sind, eine Sprechstunde und folgende Sprechstunden zur Absprache von Hausarbeiten, die ich, die jeder am liebsten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aufschieben würde.

Aber: mit der Sozialisation klappt’s im Moment verhältnismäßig gut. Ich bin in einer WhatsApp- und zwei Facebook-Gruppen und werde in soziale Interaktionen integriert. (Das scheint zum Teil wirklich die Definition heutiger Sozialisation zu sein. It’s a mad world.) Und nebenbei treffe ich wöchentlich Menschen privat. Wochenhighlights. Grundsätzlich geht es in die richtige Richtung. Ich fühle mich nicht falsch hier. Nur das Studium ist größtenteils großer Mist bzw. scheitert an der Umsetzung der großen Versprechen und der dementsprechend hohen Erwartungen. Ohne Alternativprogramm finden wir uns meistens damit ab und in Freistunden oder Privatrunden bricht es der Reihe nach aus allen heraus. Hab ich mir anders vorgestellt. Hält nicht, was es verspricht. Und diese eine Professorin…ein Fall für sich. Das Beste draus machen. Bestmöglich am Ball bleiben. Das Beste feiern, wie es fällt. Feste auch.

Apropos Feste. Es ist drauf und dran, etwas Festes zu werden. Ein wenig suspekt ist es mir schon, aber sich dagegen zu wehren, brächte auch nicht mehr den gewünschten Erfolg. (Der irgendwie Intimität und Vertrautheit mit Unabhängkeit und Freiheit vereinen würde. Leider scheitert es immer irgendwo auf dem Weg zur Vertrautheit an der Freiheit. Immer tun, was man will, ist nicht Teil des Konzepts einer Beziehung, sondern Kompromisse und Absprachen und auch Versprechen.) Ich muss wohl hineinwachsen oder es spannt sich irgendwann die Reißleine. Ich wage noch keine Prognosen.